Skadis Lächeln

Leise fallen die Schneeflocken zur Erde und es ist kalt. Die letzten Sonnenstrahlen lassen den Wald funkeln und tauchen ihn in einen warmen Schimmer. Der Schnee knirscht unter Deinen Füßen. Kannst Du ihn hören? Auch die Spuren von kleinen Tieren findest Du hier im Schnee. Unter den Tannen scheint noch etwas Moos durch die Flöckchen. Vor dir werden die Bäume lichter und als Du zwischen ihnen hindurch trittst öffnet sich der Wald zu einer verschneiten Ebene.
Langsamen Schrittes wanderst Du weiter, Du hast einen weiten Weg hinter dir, die Strapazen des vergangenen Jahres sind Dir deutlich anzumerken. Sie lasten auf deinen Schultern. Und es ist so kalt. Ein eisiger Wind weht dir um die Nase und lässt dich schaudern. Die Kälte kriecht durch deine Kleider hindurch. Du sinkst auf die Knie. Über dem Wald, der nun hinter dir liegt fangen die Sterne an zu leuchten und Du willst aufgeben. Dich in den Schnee legen. Nicht mehr weiterlaufen. Nicht mehr kämpfen. Es soll ein Ende haben. Und so lässt du dich fallen- In die Arme des Winters, der dich mit Dunkelheit und Leere umfängt. Du fühlst dich frei, erlöst und öffnest die Augen.
Und dort steht Sie. Ihr weißes Haar weht um ihr scharfkantiges Gesicht, ihre Augen durchleuchten Dich, erforschen Dich, sehen alles- und du lässt Sie gewähren. Sie sieht deine Mühen, deine Schwächen, dein Leid. Und wie ein klarer Eisbach wäscht Sie all das hinweg. Still steht ihre große, schlanke Gestalt über Dir und ihr Blick ist klar. So klar, wie die Sterne am Himmel über dir. Und plötzlich frierst du nicht mehr. Alles, was noch in dir ist, ist Reinheit und Du stehst auf und trittst vor Sie. Und Sie sieht dich an und lächelt. Und hier auf der schneebedeckten Ebene mitten im Winter ist das der Funke, der Dein inneres Licht wieder entzündet. Immer heller beginnt es zu brennen und erwärmt Dich. Du blickst Dich um und bemerkst, dass alles um dich herum ein wenig heller und strahlender wird, durch diese Licht.
Als Du Dich umschaust ist Sie verschwunden, wie mit einem Windhauch hinfortgeweht. Nur ihr Lächeln siehst Du noch immer vor Dir und Du weisst, dass es Skadi gewesen sein muss, die Dir ihren Lebensfunken geschenkt hat. Sicheren Schrittes gehst Du weiter über die Ebene und schon bald siehst du die Lichter deines Dorfes vor dir aufleuchten. Du hast es geschafft und etwas errungen. Für Dich, aber auch für andere, denn den Funken kannst Du weitergeben und mit anderen teilen. Und so trägst Du Deinen Funken in die Welt, denn Du weisst, dass wenn es in den Menschen hell genug geworden ist, das Licht zurück in die Welt kehrt.